Streetdate: 13.10.2017 / Nuclear Blast
Streetdate: 13.10.2017 / Nuclear Blast

ENSLAVED - E

(Nuclear Blast)

 

Kurz und bündig „E“ wurde das 14. Schwarzalbum der norwegischen Progressive Viking Black Metaller aus Bergen getauft. Es ist eine Symbiose aus Prog, Black Metal und intensiven psychedelischen Passagen geworden. Seit 1991 gibt es die Institution ENSLAVED bereits, die sich von ihren anfänglichem True Viking Black Metal immer mehr zu einer eigenständigen und interessanten Art des epischen Progressive Viking Black Metal entwickelt hat. Das Quintett um Sänger und Bassist Grutle Kjellson galt schon immer als innovativ, wie auch experimentierfreudig und hat sich auch auf dem neuen, 62:08 minütigen Werk enorm weiterentwickeln können und seine Vormachtstellung in Sachen interessanten Extrem Metals weiter ausbauen können.

Photo Credit Christian Misje
Photo Credit Christian Misje

Die acht neuen Tracks, der norwegischen Songvirtuosen, weisen teilweise epische Längen von 04:44 bis 10:54 Minuten auf. In seiner progressiven Art und seiner rockig doomigen Auslegung, gespickt mit diversen Shoegazing und Jazz Elementen, erinnert mich „E“ ein wenig an die jüngeren Werke der schwedischen Ausnahmeband OPETH. Auch der orientalisch schräge bis jazzige Anklang verweist auf die Schweden, wobei ich ENSLAVED kaum ihre Eigenständigkeit in Abrede stellen kann oder möchte. Dafür sind die, vom True Black Metal zum Progressive Black Metal avancierten ENSLAVED viel zu alte Hasen. Der kluge und detailreiche Aufbau der Songs überzeugt den konzentrierten Zuhörer von Anfang an. Die Gesangsrange von Fronter Grutle Kjellson bewegt sich dabei überwiegend im kratzig interpretierten, zumeist kehlig in die Länge gezogenen Death bis Black Black Metal Gesangsbereich. Durch den neuen Keyboarder Håkon Vinje, der sich neben dem Tasteninstrument auch dem ansprechenden Klargesang widmet, hat man 2017 sein Line-Up komplettiert. Sein starker, unaufgeregter bis spacig angehauchter Klargesang, bewegt sich stets auf der entsprechenden Welle des Flows.

 

Für die Produktion, die erneut von Bandboss Grutle Kjellson und Ivar Bjørnson vorgenommen wurde, frequentierte man den Produzenten und indes zu so etwas wie dem „sechsten“ Bandmitglied avancierten Iver Sandøy, der den gesamten Aufnahmeprozess von knapp vier Wochen betreute.

Photo Credit Christian Misje
Photo Credit Christian Misje

Klangtechnisch wurde „E“ in den Fascination Street Studios von Soundingenieur Jens Bogren verfeinert, der seit dem 2010er „Axioma Ethica Odini” zum festen Bestandteil der Mixing- und Masteringsession gehört. Herausgekommen ist dabei ein Epos, dass seinen ganz eigenen Flair entwickelt und zu diesen Ausnahmealben avanciert, je öfter man sich damit beschäftigt. Das handgemalte Coverartwork zu „E“ wurde auch wieder von dem norwegischen Künstler Truls Espedal erschaffen, mit dem die Band bereits seit dem Jahre 2001 zusammenarbeitet.

 

Das neue Material erinnert in den epischen, chorusverhangenen Passagen auch ein wenig an die, ohnehin über jeden Zweifel erhabenen schwedischen Epic Doom Metaller ISOLE. Es ist sinnlich, dramaturgisch, interessant, bis rasend, intensiv und mächtig.

Photo Credit Christian Misje
Photo Credit Christian Misje

Ein Album, bei dem man genauer hinhören sollte und das zu alledem auch noch bockstark umgesetzt wurde. Auch die Übergänge zwischen den einzelnen Sequenzen oder im Anschluss an so manche psychedelischen Loops sind auf schwimmende Weise übergangslos vollzogen. Mit dem Rausschmeißer „What Else Is There” hat man einen wunderschönen RÖYKSOPP Song von deren 2005er „The Understanding” Album gecovert, der mir, wie auch der vorletzte Track des Albums „Djupet”, zur Besprechung leider nicht vorliegt.

 

Als Gastmusiker konnte man WARDRUNAs Einar Kvitrafn Selvik, den Flötisten Daniel Mage und der Jazzsaxophonisten Kjetil Møster gewinnen.

 

Storm Son:

 

The Rivers Mouth:

In dem Konzept, das rund um das Album schwebt, geht es um Symbiosen aller Art, aber in der Hauptsache um die Symbiose aus Mensch und Natur, in Verbindung mit dem allgegenwärtigen Schema Zeit. Um es mit ENSLAVEDs‘ Worten zu sagen: „ Time has come... listen, there is a storm within”. „E“ ist ein wahrlich faszinierendes Werk voller innigem Charme, echter Größe und einer unbeschreiblichen Atmosphäre geworden, das den Hörer von Anfang an umgarnt und in seinen Bann zu ziehen weis. ENSLAVED sind eben wahre Meister ihre Gilde!

 

www.enslaved.no

www.facebook.com/enslaved

 

Meine Wertung: 90/100

 

ENSLAVED in der aktuellen Besetzung:

Grutle Kjellson – Vocals, Bass

Ivar Bjørnson – Guitars, Keyboards, Vocals (backing)

Arve Isdal – Guitars (lead)

Cato Bekkevold – Drums, Percussion

Håkon Vinje – Keyboards, Vocals (clean) seit 2017

 


Tracklist:

01. Storm Son (10:54)

02. The River's Mouth (05:12)

03. Sacred Horse (08:12)

04. Axis of the Worlds (07:49)

05. Feathers of Eolh (08:06)

06. Hiindsiight (09:32)

07. Djupet (07:39)

08. What Else Is There (Röyksopp cover) (04:44)

 

TT: 62:08 Minuten

 

Anspieltipps: Das komplette Album!

 

Das meint LACK OF LIES zum 2020er Nachfolger "Utgard"!

 



 

 

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